Lex Fridmans ‘Artificial Intelligence’ Podcast (III) – Teil 4

In der vierten halben Stunde (1:33:51 – 2:00:32) des am 28.12.2021 von Lex Fridman auf YouTube veröffentlichten Podcast #252 mit Elon Musk geht es hauptsächlich um Entwicklung und voraussichtlichen Einsatz des Tesla Bots bzw. seine mögliche zwischenmenschliche Rolle, um den Einfluss von Technik und Material im Zweiten Weltkrieg, ob und was man aus der Menschheitsgeschichte lernen kann, und die russische Sprache und Ingenieurskunst. Zu Teil 3 des Interviews und dem englischen Transkript dieser Übersetzung gelangen Sie durch Klicken auf die Links.

Lex Fridman: (1:33:51) (spricht über FSD 11) Ja, das ist faszinierend. Man verbindet also alle Sensoren und reduzieren so die Komplexität, mit der man sich mit diesen…

Elon Musk: Man verbindet die Kameras. Es sind nur Kameras.

Lex Fridman: Richtig, ja. Dasselbe gilt für Menschen. Ich schätze, wir haben auch Ohren.

Elon Musk: Ja, wir werden auch Geräusche berücksichtigen müssen. Denn man muss Krankenwagensirenen oder Feuerwehrautos hören können, oder wenn einen jemand anschreit oder so. Wir müssen also auch ein bisschen Audio einbauen.

Lex Fridman: Sollen wir eine Pause machen?

Elon Musk: Ja, sicher, lass uns eine Pause machen.

Lex Fridman: Okay.

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Elon Musk: Ehrlich gesagt, sind die Ideen das Einfache und die Umsetzung ist das Schwierige. So, wie die Idee, zum Mond zu fliegen, der einfache Teil ist. Aber tatsächlich zum Mond zu fliegen ist der schwierige Teil. Es ist eine Menge schwerster Ingenieursarbeit, die auf der Hardware- und Softwareebene geleistet werden muss – wie ich schon sagte, die Optimierung des C-Compilers und die Beseitigung der Latenz überall. Wenn wir das nicht tun, wird das System nicht richtig funktionieren. Diese Ingenieure, die das leisten, sind also so etwas wie die unbesungenen Helden. Aber sie sind entscheidend für den Erfolg des Vorhabens.

Lex Fridman: (1:35:09) Ich denke, Du hast das klar gemacht. Zumindest für mich ist es superspannend, was außerhalb dessen passiert, was Andrej macht. Einfach die ganze Infrastruktur, die Software. Ich meine, alles läuft über diese Datenmaschine, wie auch immer sie genannt wird. Der ganze Prozess ist für mich einfach ein Kunstwerk.

Elon Musk: Das schiere Ausmaß kann man kaum erfassen. Das Training, die Menge an Arbeit, die wir geleistet haben, wie z. B. all diese maßgeschneiderte Software für das Training und Labeling, und das automatische Labeling zu entwickeln. Das Autolabeling ist unerlässlich. Denn besonders Surround-Videos sind extrem schwierig, von Grund auf zu beschriften. Menschen brauchen sehr lange, um auch nur einen Videoclip zu labeln – mehrere Stunden. Bei der automatischen Beschriftung verwenden wir einen großen Rechenaufwand, um die Videoclips vorab zuzuordnen und zu vermuten, was in diesem Surround-Video alles passiert.

Lex Fridman: Und es gibt so etwas wie Korrekturen…

Elon Musk: Ja, der Mensch muss dann nur noch korrigieren, was nicht stimmt. Das erhöht die Produktivität um den Faktor 100 oder mehr.

Lex Fridman: (1:36:21) Okay. Also – Du hast den Tesla Bot in erster Linie als nützlich für die Fabrik dargestellt. Zunächst einmal denke ich, dass humanoide Roboter unglaublich sind. Als Robotik-Fan finde ich die Eleganz der Bewegungen, die die humanoiden Roboter, die zweibeinigen Roboter zeigen, einfach cool. Es ist also wirklich interessant, dass Du daran arbeitest und auch darüber sprichst, die gleichen Ideen, also die Datenmaschine und Tesla Autopilot, einfach auf ein anderes Robotikproblem zu übertragen.

Ich muss das fragen, weil ich mich für die Mensch-Roboter-Interaktion interessiere, also für die menschliche Seite. Du hast also vor allem über den Einsatz in der Fabrik gesprochen. Siehst Du einen Teil des Problems, das der Tesla Bot lösen muss, in der Interaktion mit dem Menschen und in der Möglichkeit, auch zuhause eingesetzt werden zu können? Dass er interagieren kann, nicht nur als Ersatz für Arbeitskräfte, sondern auch als Freund oder Assistent?

Elon Musk: Ich denke, die Möglichkeiten sind endlos. Es ist offensichtlich, dass der Tesla Bot nicht ganz Teslas primärem Ziel entspricht, die Erzeugung und Nutzung nachhaltiger Energie zu beschleunigen, aber seine Entwicklung ist eine extrem nützliche Sache, die wir für die Welt tun können. Nämlich einen anwendbaren humanoiden Roboter zu bauen, der in der Lage ist, mit der Welt zu interagieren und auf viele verschiedene Arten helfen kann. Also, in Fabriken… Ich glaube, wenn man das auf viele Jahre in der Zukunft hochrechnet, dann wird Arbeit optional werden.

Es gibt viele Jobs, die man ohne Bezahlung nicht machen würde. Es macht nicht unbedingt Spaß, den ganzen Tag Geschirr zu spülen – selbst wenn man gerne Geschirr spült. Möchte man das wirklich acht Stunden am Tag tun, jeden Tag? Wahrscheinlich nicht. Und dann gibt es gefährliche Arbeit. Wenn es sich um eine gefährliche, langweilige Arbeit handelt, bei der es zu wiederholten Belastungen oder Verletzungen kommen kann, dann ist das der Bereich, in dem humanoide Roboter anfangs den größten Nutzen bringen würden. Unser Ziel ist es also, dass die humanoiden Roboter Arbeiten erledigen, die Menschen nicht freiwillig machen wollen. Und das muss dann natürlich mit einer Art universellem Grundeinkommen in der Zukunft einhergehen. Also, das denke ich.

Lex Fridman: (1:39:01) Siehst Du eine Welt, in der es Hunderte von Millionen Tesla Bots gibt, die überall auf der Welt verschiedene Aufgaben erfüllen?

Elon Musk: So weit in die Zukunft habe ich eigentlich noch nicht gedacht. Aber ich vermute, dass es möglich wäre.

Lex Fridman: Darf ich eine wilde Frage stellen? Die Zahl der Tesla-Autos hat sich vergrößert, es wurden fast zwei Millionen produziert. Viele von ihnen haben Autopilot.

Elon Musk: Ich glaube, wir sind jetzt bei über zwei Millionen.

Lex Fridman: Denkst Du, dass es eines Tages mehr Tesla Bots als Tesla Autos geben wird?

Elon Musk: Es ist lustig, dass Du diese Frage stellst, denn normalerweise versuche ich, ziemlich weit in die Zukunft zu denken. Aber mit dem Tesla Bot – oder seinem Codenamen Optimus – habe ich nicht wirklich so weit in die Zukunft gedacht. Ich nenne ihn Optimus Sub-Prime, weil er nicht wie ein riesiger Transformer-Roboter aussieht, sondern ein universeller Hilfsroboter sein soll.

Im Grunde genommen hat Tesla meiner Meinung nach die fortschrittlichste KI für die Interaktion mit der realen Welt – die, die wir für das vollständig selbstfahrende Auto entwickelt haben – zusammen mit speziell angepasster Hardware und einer Menge komplexester Low-Level Software, damit es effizient und stromsparend läuft. Denn es ist eine Sache, neuronale Netze zu erstellen, wenn man einen riesigen Serverraum mit 10.000 Computern hat. Aber jetzt muss man das auf einen einzigen Computer reduzieren, der in einem humanoiden Roboter oder einem Auto mit geringem Stromverbrauch läuft. Das ist wirklich sehr schwierig, und es ist eine Menge Hardcore-Softwarearbeit dafür erforderlich.

Da wir an der Lösung des Problems „Navigieren in der realen Welt mit neuronalen Netzen“ für Autos arbeiten, bei denen es sich um eine Art Roboter mit vier Rädern handelt, ist es nur natürlich, dies auf einen Roboter mit Armen und Beinen und Aktuatoren zu übertragen. Die beiden schwierigen Punkte sind, dass der Roboter intelligent genug sein muss, um sinnvoll mit der Umgebung zu interagieren.

Man braucht also eine echte künstliche Intelligenz, und man muss sehr gut in der Fertigung sein, was eine große Herausforderung ist. Tesla beherrscht die Fertigung und hat auch die richtige KI. Damit der humanoide Roboter funktioniert, muss man im Grunde genommen eigene Motoren und Sensoren entwickeln, die sich von denen eines Autos unterscheiden. Ich denke, wir haben das beste Know-how in der Entwicklung fortschrittlicher Elektromotoren und Leistungselektronik. Es muss also nur für die Anwendung eines humanoiden Roboters sein, und nicht für die eines Autos.

Lex Fridman: (1:42:22) Trotzdem redest Du manchmal über Liebe. Darf ich fragen, ob es hier nicht um Sexroboter oder so etwas geht…

Elon Musk: Liebe ist die Antwort.

Lex Fridman: Ja. Es gibt etwas Zwingendes für uns – nicht zwingend – aber wir verbinden uns mit humanoiden Robotern oder sogar mit vierbeinigen Robotern, zum Beispiel in Form eines Hundes. Es scheint, als gäbe es sehr viel Einsamkeit in dieser Welt. Wir alle suchen die Gemeinschaft mit anderen Menschen; Freundschaft und all diese Dinge. Es gibt hier in Austin viele Menschen mit Hunden. Vielleicht wäre es gut, auch Roboter zu haben, die die Einsamkeit in der Welt verringern könnten oder uns Menschen helfen, miteinander in Kontakt zu treten, so wie es mit Hunden oft passiert. Denkst Du beim Tesla Bot überhaupt an diese Möglichkeit? Oder soll er ausschließlich nur bestimmte Aufgaben erfüllen und keine Verbindung mit Menschen aufbauen?

Elon Musk: Um ehrlich zu sein, habe ich noch nicht über den Aspekt als Gesellschafter nachgedacht, aber ich denke, er könnte tatsächlich ein sehr guter Begleiter werden. Und er könnte mit der Zeit eine Persönlichkeit entwickeln, die einzigartig ist. Es ist ja nicht so, dass alle Roboter gleich sind. Und diese Persönlichkeit könnte sich so entwickeln, dass sie dem Besitzer oder dem – wie auch immer man es nennen will – Begleiter, dem Menschen, entspricht.

Lex Fridman: Der anderen Hälfte, richtig? Auf die gleiche Weise, wie es Freunde tun. Ich denke, das ist eine große Chance.

Elon Musk: Es gibt einen japanischen Ausdruck, den ich mag – Wabi-Sabi. Die subtilen Unvollkommenheiten sind das, was etwas besonders macht, und die subtilen Unvollkommenheiten der Persönlichkeit des Roboters, die den subtilen Unvollkommenheiten des menschlichen Freundes des Roboters zugeordnet sind – ich weiß nicht, Besitzer klingt irgendwie falsch – könnten im Grunde einen unglaublichen Kumpel ergeben.

Lex Fridman: Und auf diese Weise ist die Unvollkommenheit…

Elon Musk: Wie R2-D2 oder wie C-3PO.

Lex Fridman: (1:44:46) Aus der Perspektive des maschinellen Lernens finde ich, dass Fehler ein wirklich schönes Merkmal sind. Man könnte durchaus langfristig ein sehr unperfekter Roborter in der häuslichen Umgebung oder in der Öffentlichkeit sein und das wäre irgendwie liebenswert. Denn das sind deine Fehler, und du verliebst dich in diese Fehler. Das ist etwas ganz anderes als das autonome Fahren, bei dem sehr viel auf dem Spiel steht; man darf nichts falsch machen. Es macht mehr Spaß, ein Roboter im Haushalt zu sein.

Elon Musk: Ja, wenn man an C-3PO und R2-D2 denkt, hatten sie tatsächlich eine Menge Fehler und Unvollkommenheiten und dumme Dinge, und sie stritten sich miteinander.

Lex Fridman: Waren sie eigentlich überhaupt zu irgendetwas nutze? Ich bin mir nicht ganz sicher.

Elon Musk: Sie haben definitiv viel zur Geschichte beigetragen. Aber es sind die schrulligen Elementen, die Fehler, die sie machen und Dinge, die sie tun; das hat sie sympathisch und liebenswert gemacht. Also ja, ich denke, das könnte passieren. Aber wir konzentrieren uns zunächst nur darauf, den Tesla Bot nützlich zu machen und sind zuversichtlich, dass wir das hinbekommen werden. Ich bin mir nicht sicher, wie der genaue Zeitrahmen aussieht, aber wir werden wahrscheinlich gegen Ende nächsten Jahres einen anständigen Prototyp haben oder so etwas in der Art.

Lex Fridman: (1:46:15) Und es ist cool, dass er mit Tesla, dem Auto, verbunden ist.

Elon Musk: Ja, er wird den Autopilot-Inferenzcomputer nutzen und ein Großteil des Trainings, das wir für Autos gemacht haben, um reale Dinge zu erkennen, könnten direkt auf den Roboter angewendet werden. Aber es gibt eine Menge speziell benötigter Aktuatoren und Sensoren, die entwickelt werden müssen.

Lex Fridman: Und ein zusätzliches Modul über dem Vektorraum für Liebe. Das fehlt noch. Okay…

Elon Musk: Wir könnten das auch in das Auto einbauen.

Lex Fridman: Das ist wahr. Das könnte in allen Umgebungen nützlich sein. Wie Du gesagt hast, streiten sich viele Leute im Auto, also könnte das ihnen vielleicht helfen.

Du hast ein großes Geschichtsinteresse und bist ein Fan von Dan Carlins Hardcore History-Podcast.

Elon Musk: Ja, der ist großartig.

Lex Fridman: Der beste Podcast aller Zeiten.

Elon Musk: Ja, ich glaube, das ist er tatsächlich.

Lex Fridman: (1:47:10) Das zählt eigentlich nicht als Podcast.

Elon Musk: Es ist eher wie ein Hörbuch.

Lex Fridman: Ja. Du warst also im Podcast mit Dan; ich hatte gerade ein Gespräch mit ihm darüber. Er sagte, dass Ihr Euch mit dem Militär beschäftigt habt und all diesen Dingen?

Elon Musk: Ich denke, man sollte es „Ingenieurskriege“ nennen. Wenn sich das Tempo der Technologie rapide ändert, spielt die Technik eine entscheidende Rolle für den Sieg in der Schlacht.

Lex Fridman: Wie weit zurück in der Geschichte seid Ihr gegangen? Wart Ihr beim im Zweiten Weltkrieg?

Elon Musk: Nun, eigentlich sollte es ein tiefer Einblick in die Technologie von Jagdflugzeugen und Bombern im Zweiten Weltkrieg sein. Aber am Ende war es viel umfassender als das. Denn ich habe mich mit allen Jagdflugzeugen und Bombern des Zweiten Weltkriegs beschäftigt und mit dem ständigen Schere-Stein-Papier-Spiel, bei dem ein Land dieses Flugzeug entwickelt, das andere Land ein Flugzeug baut, um dieses zu schlagen, und das dritte Land versucht, ein Flugzeug zu bauen, um jenes zu schlagen. Was wirklich zählt, ist das Innovationstempo und auch der Zugang zu hochwertigem Treibstoff und Rohstoffen. Deutschland hatte einige erstaunliche Entwürfe, aber sie konnten sie nicht realisieren, weil sie die Rohstoffe nicht bekommen konnten. Und sie hatten ein echtes Problem mit Öl und Treibstoff. Die Qualität des Treibstoffs war extrem unterschiedlich.

Lex Fridman: (1:48:39) Das Design war also nicht der Engpass?

Elon Musk: Ja, in den USA gab es hervorragenden Treibstoff, der sehr beständig war. Wenn man einen sehr leistungsstarken Flugmotor baut, muss der Treibstoff, das Flugbenzin, ein gleichmäßiges Gemisch sein und eine hohe Oktanzahl haben, um eine hohe Leistung zu erzielen. Eine hohe Oktanzahl ist das Wichtigste, aber es dürfen auch keine Verunreinigungen oder ähnliches enthalten sein, weil sonst der Motor kaputt geht. Und die Deutschen hatten einfach nie guten Zugang zu Öl. Sie versuchten, es durch eine Invasion im Kaukasus zu bekommen. Aber das hat nicht so gut funktioniert.

Lex Fridman: Das funktioniert nie gut.

Elon Musk: Das hat bei ihnen nicht funktioniert. Deutschland hatte immer mit minderwertigem Öl zu kämpfen und konnte sich nicht auf qualitativ hochwertigen Treibstoff für seine Flugzeuge verlassen. Also mussten sie all diese Zusatzstoffe und so weiter hinzufügen, während die USA über hervorragenden Treibstoff verfügten, den sie auch Großbritannien zur Verfügung stellten. Das ermöglichte es den Briten und Amerikanern, Flugzeugtriebwerke zu entwickeln, die sehr leistungsfähig waren, besser als alles andere auf der Welt. Deutschland konnte die Triebwerke konstruieren, es hatte nur nicht den Treibstoff. Und dann war auch die Qualität der Aluminiumlegierungen, die sie bekamen, nicht so toll.

Lex Fridman: (1:50:08) Über all das hast Du mit Dan gesprochen?

Elon Musk: Ja.

Lex Fridman: Fantastisch. Wenn man sich die Geschichte im Allgemeinen ansieht, wenn man sich Dschingis Khan, Stalin, Hitler, die dunkelsten Momente der menschlichen Geschichte ansieht – was nimmst Du aus diesen Momenten mit? Hilft es Dir, Erkenntnisse über die menschliche Natur, über das menschliche Verhalten heute zu gewinnen? Egal, ob es sich um Kriege oder Einzelpersonen oder einfach um das Verhalten von Menschen handelt, um alle Aspekte der Geschichte.

Elon Musk: Ja, ich finde Geschichte faszinierend. Es gibt eine Menge unglaublicher Dinge, die getan wurden, gute und schlechte. Sie hilft einem, die Natur der Zivilisation und des Einzelnen zu verstehen.

Lex Fridman: Macht es Dich traurig, dass Menschen einander solche Dinge antun. Sieh Dir das 20. Jahrhundert an, den Zweiten Weltkrieg, die Grausamkeit, den Machtmissbrauch; sprechen wir über Kommunismus, Marxismus und Stalin.

Elon Musk: Die Menschheitsgeschichte ist lang, aber zum größten Teil haben die Menschen einfach mit ihrem Leben weitergemacht. Es ist nicht so, dass die Geschichte der Menschheit nur aus pausenlosen Kriegen und Katastrophen besteht – diese sind eigentlich nur… sie kommen nur sporadisch und selten vor. Wäre das nicht der Fall, dann würde die Menschheit bald aufhören zu existieren. Aber es ist einfach so, dass über Kriege viel geschrieben wird, während über ein normales Jahr, in dem nichts Großes passiert, nicht viel geschrieben wird. Normalerweise haben die meisten Menschen einfach Landwirtschaft betrieben und ihr Leben als Dorfbewohner gelebt. Und hin und wieder gab es einen Krieg.

Ich muss sagen, dass es nicht sehr viele Bücher gibt, die ich… wo ich aufhören musste zu lesen, weil es einfach zu grausam war. Aber das Buch „Stalin: Am Hof des roten Zaren“ habe ich abgebrochen; es war einfach zu dunkel, zu grausam.

Lex Fridman: (1:52:37) Ja. Die 30er Jahre, da gibt es eine Menge Lektionen für mich; insbesondere, dass es sich anfühlt, als hätten wir alle diesen Eifer, den Solschenizyn-Gedanken, dass die Linie zwischen Gut und Böse in jedem Menschen im Herzen verläuft – dass wir alle zum Bösen fähig sind, dass wir alle zum Guten fähig sind. Es ist fast wie eine Art Verantwortung, die wir alle haben, zum Guten zu tendieren. Wenn ich mir die Geschichte anschaue, gibt es zum Beispiel charismatische Führer, die die Leute von Dingen überzeugen, die sie dazu führen, sich gegenseitig Böses zuzufügen, selbst innerhalb der Familie.

Es liegt also in unserer Verantwortung, Gutes zu tun. Es ist nicht so, dass die Gegenwart irgendwie anders ist als die Geschichte; das kann wieder passieren. All das kann wieder passieren. Und ja, Du hast Recht, dass die meiste Zeit… Ich meine, die optimistische Sichtweise hier ist, dass die meisten Menschen einfach ihr Leben leben. Und wie Du schon oft angemerkt hast, war die Lebensqualität früher viel schlechter und hat sich im Laufe der Zeit verbessert, durch Innovation und Technologie. Aber trotzdem ist es irgendwie bemerkenswert, dass diese Gräueltaten passieren.

Elon Musk: Sicher. Das Leben war während des größten Teils der Geschichte wirklich hart. Wahrscheinlich war für den größten Teil der Menschheitsgeschichte ein gutes Jahr ein Jahr, in dem nicht so viele Menschen in deinem Dorf an der Pest oder an Hunger starben, erfroren oder von einem Nachbardorf getötet wurden. So nach dem Motto: „Na ja, so schlimm war es nicht. Wir haben in diesem Jahr nur etwa 5 % verloren. Das war ein gutes Jahr.“ Das war ein normales Jahr. Nur nicht zu verhungern war das oberste Ziel der meisten Menschen in der Geschichte gewesen. Man wollte nur sicherstellen, dass man genug zu essen hatte, um den Winter zu überstehen und nicht zu erfrieren oder so. Heute gibt es Lebensmittel im Überfluss. Wir haben ein Problem mit Fettleibigkeit.

Lex Fridman: (1:54:46) Nun, ja, die Lehre daraus ist, dankbar dafür zu sein, wie die Dinge jetzt für einige von uns sind.

Wir haben offline darüber gesprochen. Ich würde gerne Deine Gedanken dazu hier hören. Wenn ich mich für ein langes persönliches Gespräch mit dem russischen Präsidenten, Wladimir Putin, zusammensetzen würde, wärest Du dann möglicherweise bereit, Dich für ein paar Minuten einzuwählen, um an diesem Gespräch mit teilzunehmen, das von mir moderiert und übersetzt würde?

Elon Musk: Sicher, ja. Sicher. Das mache ich gerne.

Lex Fridman: Du hast Interesse an der russischen Sprache gezeigt. Liegt das an Deinem Interesse an der Geschichte der Linguistik, an der Kultur, an allgemeiner Neugierde?

Elon Musk: Ich finde, sie klingt cool.

Lex Fridman: Klingt cool, sieht aber nicht cool aus.

Elon Musk: Nun, es dauert einen Moment, kyrillisch zu lesen. Wenn man erst einmal weiß, wofür die kyrillischen Zeichen eigentlich stehen, wird das Lesen des Russischen viel einfacher, weil es viele Wörter gibt, die eigentlich gleich sind. ‚Bank‘ ist zum Beispiel ‚Bank‘.

Lex Fridman: (1:55:55) Finde die Wörter, die genau gleich sind, und jetzt fang an, Kyrillisch zu verstehen.

Elon Musk: Wenn man es aussprechen kann, dann ist es viel… es gibt zumindest eine gewisse Gemeinsamkeit der Wörter.

Lex Fridman: Was ist mit der Kultur? Du liebst große Ingenieurskunst, Physik. Die Wissenschaften haben dort eine lange Tradition. Wenn man sich das 20. Jahrhundert anschaut, von der Raketentechnik… Du weißt schon, einige der größten Raketen, einige der Weltraumforschungen wurden in der ehemaligen Sowjetunion verwirklicht. Lässt Du Dich von dieser Geschichte inspirieren? Diese Kultur, die in vielerlei Hinsicht… Es ist traurig, dass aufgrund der Sprache viel davon in der Geschichte verloren gegangen ist. Weil sie nicht übersetzt wird, all diese Arten von… Weil sie in gewisser Weise eine isolierte Kultur ist, blüht sie innerhalb ihrer Grenzen auf. Lässt Du Dich von diesen Leuten aus der Geschichte des wissenschaftlichen Ingenieurwesens dort inspirieren?

Elon Musk: Ich meine, die Sowjetunion, Russland und auch die Ukraine haben eine wirklich starke Geschichte in der Raumfahrt. Einige der fortschrittlichsten und beeindruckendsten Dinge in der Geschichte wurden von der Sowjetunion entwickelt. Man kommt also nicht umhin, die brilliante Raketentechnologie zu bewundern, die dort entwickelt wurde. Nach dem Zerfall der Sowjetunion ist viel weniger passiert. Es tut sich zwar immer noch etwas, aber nicht mehr in dem frenetischen Tempo wie vor der Auflösung der Sowjetunion in einzelne Republiken.

Lex Fridman: (1:57:46) Ja, ich meine, es gibt Roscosmos, die russische Agentur… Ich freue mich auf eine Zeit, in der diese Länder, zusammen mit China, in den Vereinigten Staaten zusammenarbeiten; dass sie alle zusammenarbeiten. Vielleicht ein bisschen freundschaftlicher Wettbewerb, aber…

Elon Musk: Freundschaftlicher Wettbewerb ist gut. Weißt Du, Regierungen sind langsam, und das Einzige, was langsamer ist als eine Regierung, sind mehrere Regierungen. Die Olympischen Spiele wären langweilig, wenn alle zur gleichen Zeit über die Ziellinie laufen würden. Niemand würde zuschauen. Und die Leute würden sich nicht anstrengen, schneller zu laufen. Ich denke also, dass ein freundschaftlicher Wettbewerb eine gute Sache ist.

Lex Fridman: (1:58:26) Das passt jetzt, um auf ein Video mit dem Titel „The Entire Soviet Rocket Engine Family Tree“ von Tim Dodd, auch bekannt als Everyday Astronaut, aufmerksam zu machen. Es ist etwa anderthalb Stunden lang und zeigt die gesamte Geschichte der sowjetischen Raketen. Ihr solltet Euch das auf jeden Fall ansehen und ihn generell unterstützen. Der Typ ist super begeistert von der Zukunft, super begeistert von der Raumfahrt. Jedes Mal, wenn ich etwas von ihm sehe, habe ich ein dümmliches Lächeln im Gesicht, weil er so begeistert von der Sache ist. Ich liebe solche Leute.

Elon Musk: Ja, Tim Dodd ist wirklich klasse, wenn man sich für alles interessiert, was mit dem Weltraum zu tun hat. Wenn es darum geht, dem Durchschnittsmenschen die Raketentechnologie zu erklären, ist er großartig. Der Beste, würde ich sagen. Ich sollte sagen, dass der Grund, warum ich von … Raptor (das Raketentriebwerk) sollte zu einem gewissen Zeitpunkt ein Wasserstoffantrieb sein. Aber Wasserstoff bringt eine Menge Probleme. Er hat eine sehr geringe Dichte, ist ein Kryogen, also nur in der Nähe des absoluten Nullpunkts flüssig, und erfordert eine starke Isolierung. Es gibt also eine Reihe von Herausforderungen.

Und ich habe tatsächlich etwas über die Entwicklung russischer Raketentriebwerke gelesen. Und zumindest hatte ich den Eindruck, dass die Sowjetunion, vor allem Russland und die Ukraine, dabei waren, auf ein Methan-Sauerstoff-Gemisch umzustellen. Es gibt einige interessante Tests und Daten für den spezifischen Impuls (Isp), z. B. konnten sie mit dem Methan-Sauerstoff-Triebwerk einen Isp von bis zu 380 Sekunden erreichen, und ich dachte: Wow, okay, das ist wirklich beeindruckend. Ich denke also, dass man tatsächlich viel niedrigere Kosten erzielen könnte… Wenn man die Kosten pro Tonne in die Umlaufbahn und die Kosten pro Tonne zum Mars optimieren will, dann ist ein Methan-Sauerstoff-Gemisch der richtige Weg. Und ich wurde teilweise durch die russischen Tests mit Methan-Sauerstoff-Triebwerken inspiriert. (2:00:32)

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