Chris Anderson, der Kurator von TED, besuchte einen Tag vor der Eröffnung die Gigafactory Texas in Austin und traf dort Elon Musk zu einem Gespräch über die Zukunft im Allgemeinen und den Einfluss auf sie durch Tesla, SpaceX, Neuralink und die Boring Company. Dies ist das englische Transkript und die deutsche Übersetzung der ersten halben Stunde (0:00 – 36:54) des Interviews, das am 6. April 2022 aufgenommen und am 18. April 2022 auf YouTube veröffentlicht wurde.

Chris Anderson: (0:00) Elon Musk, schön, Dich zu sehen. Wie geht es Dir?
Elon Musk: Gut, wie geht es Dir?
Chris Anderson: Wir sind in der Texas Gigafactory, einen Tag bevor das hier eröffnet wird. Es war ziemlich verrückt da draußen. Vielen Dank, dass Du Dir an einem anstrengenden Tag Zeit genommen hast.
Elon Musk: Gern geschehen.
Chris Anderson: Es wäre schön, wenn Du uns dabei helfen würdest, 10, 20, 30 Jahre in die Zukunft zu blicken, um uns vorzustellen, was nötig wäre, um eine Zukunft zu erschaffen, für die wir uns begeistern könnten. Das hast Du schon oft gesagt. Als Du das letzte Mal auf der TED-Konferenz aufgetreten bist, hast Du gesagt, dass dies wirklich ein großer Antrieb sei. Du sprichst von vielen anderen Gründen für Deine Arbeit, aber im Grunde willst Du an die Zukunft denken, ohne annehmen zu müssen, dass sie schlecht sein wird.
Elon Musk: Ja, absolut. Ich denke, im Allgemeinen wird viel über dieses oder jenes Problem diskutiert. Viele Menschen sind traurig über die Zukunft, und sie sind pessimistisch. Ich denke, das ist nicht gut. Ich meine, wir wollen wirklich morgens aufwachen und uns auf die Zukunft freuen. Wir wollen uns darauf freuen, was passieren wird. Im Leben kann es nicht nur darum gehen, ein elendes Problem nach dem anderen zu lösen.
Chris Anderson: (1:22) Wenn man also 30 Jahre in die Zukunft blickt, wird das Jahr 2050 von den Wissenschaftlern als eine Art Stichtag für den Weltuntergang in Sachen Klima bezeichnet. Es gibt einen Konsens unter den Wissenschaftlern, einen großen Konsens, die glauben, dass wir eine Klimakatastrophe heraufbeschwören, wenn wir die Treibhausgase bis 2050 nicht vollständig eliminiert oder ausgeglichen haben. Glaubst Du, dass es einen Weg gibt, um diese Katastrophe zu vermeiden? Und wie würde dieser Weg aussehen?
Elon Musk: Ich gehöre nicht zu den Weltuntergangspropheten, was Dich vielleicht überrascht. Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg. Gleichzeitig möchte ich aber auch vor Selbstgefälligkeit warnen. Solange wir nicht selbstgefällig sind, solange wir die Dringlichkeit des Übergangs zu einer nachhaltigen Energiewirtschaft ernst nehmen, wird es meiner Meinung nach gut gehen. Ich kann das nicht oft genug betonen: Solange wir uns anstrengen und nicht selbstgefällig sind, wird die Zukunft großartig sein. Machen Sie sich keine Sorgen. Ich meine, machen Sie sich Gedanken darüber. Aber wenn man sich Sorgen macht, wird das ironischerweise zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung.
Es gibt drei Elemente für eine nachhaltige Energiezukunft. Das eine ist natürlich die nachhaltige Energieerzeugung, vor allem durch Wind und Sonne. Es gibt auch Wasserkraft und Erdwärme. Ich bin eigentlich auch für Kernenergie. Ich denke, dass Atomkraft gut ist. Primäre Energieerzeuger werden aber vor allem Solar- und Windenergie sein. Dann braucht man Batterien, um die Sonnen- und Windenergie zu speichern, da die Sonne nicht die ganze Zeit scheint und der Wind nicht die ganze Zeit weht. Man braucht also eine Menge stationärer Batteriepacks. Und schließlich braucht man elektrische Verkehrsmittel, Elektroautos, Elektroflugzeuge, Boote.
Leider ist es nicht wirklich möglich, elektrische Raketen zu bauen, aber man kann den Treibstoff, der in Raketen verwendet wird, mit nachhaltiger Energie herstellen.
Chris Anderson: Richtig.
Elon Musk: Letztendlich können wir also eine vollständig nachhaltige Energiewirtschaft erschaffen. Und das sind diese drei Dinge: Sonne/Wind, stationäre Batteriepacks, Elektrofahrzeuge. Was sind dann die begrenzenden Faktoren für den Fortschritt? Der limitierende Faktor wird die Produktion von Batteriezellen sein. Das wird der wichtigste Faktor sein, der die Entwicklung vorantreibt. Und was auch immer das langsamste Element der gesamten Lieferkette für Lithium-Ionen-Batteriezellen ist, vom Abbau über die vielen Schritte der Veredelung bis hin zur Herstellung einer Batteriezelle und deren Einbau in ein Paket – das wird der begrenzende Faktor für den Fortschritt in Richtung Nachhaltigkeit sein.
Chris Anderson: (4:15) In Ordnung, wir müssen also mehr über Batterien sprechen. Denn das Wichtigste, was ich verstehen möchte, ist, dass es hier ein Skalierungsproblem zu geben scheint, das irgendwie erstaunlich und alarmierend ist. Ihr habt berechnet, dass die Menge der Batterieproduktion, die die Welt für die Nachhaltigkeit benötigt, 300 Terawattstunden beträgt.
Elon Musk: Das sind sehr grobe Zahlen, und ich lade natürlich andere dazu ein, unsere Berechnungen zu überprüfen, weil sie vielleicht zu anderen Ergebnissen kommen. Aber um nicht nur die derzeitige Stromerzeugung, sondern auch Heizung und Verkehr umzustellen, was die benötigte Strommenge in etwa verdreifacht, sind etwa 300 Terawattstunden installierter Kapazität nötig.
Chris Anderson: Wir müssen den Leuten ein Gefühl dafür geben, wie groß diese Aufgabe ist. Ich meine, wir sind hier in der Gigafactory. Dies ist eines der größten Gebäude der Welt. Ich habe gelesen – und sag mir, ob das immer noch stimmt – dass das Ziel darin besteht, hier schließlich 100 Gigawattstunden Batterien pro Jahr zu produzieren.
Elon Musk: Wir werden wahrscheinlich mehr als das tun. Aber ja, hoffentlich sind wir in ein paar Jahren so weit.
Chris Anderson: (5:37) Richtig. Aber ich meine, das ist eine…
Elon Musk: 0,1 Terawattstunden.
Chris Anderson: Aber das ist immer noch 1/100 von dem, was gebraucht wird. Wie viel von den restlichen 100 plant Tesla, sagen wir mal, zwischen jetzt und 2030, 2040 zu übernehmen, wenn wir den Ausbau wirklich sehen müssen?
Elon Musk: Das ist jetzt nur eine Schätzung. Also bitte, die Leute sollten mich nicht darauf festnageln. Es ist ja nicht so, dass das etwas wie eine… Ich mache oft eine sozusagen beste Schätzung, und in fünf Jahren schreibt dann irgendein Idiot in seinem Artikel: „Elon hat gesagt, das würde so passieren. Und es ist nicht eingetreten. Er ist ein Lügner und ein Idiot.“ Es ist sehr ärgerlich, wenn das passiert. Das ist nur eine Vermutung. Dies ist ein Gespräch. Ich denke, Tesla macht am Ende wahrscheinlich 10 % davon. Grob geschätzt.
Chris Anderson: (6:35) Nehmen wir an, dass wir 2050 dieses großartige, 100% nachhaltige Stromnetz haben, das aus einer Mischung der von Dir erwähnten nachhaltigen Energiequellen besteht. Dieses Netz bietet der Welt wahrscheinlich wirklich preiswerte Energie verglichen mit heute. Und ich würde gerne wissen, ob die Menschen sich auf die Möglichkeiten so einer Welt schon mal freuen können?
Elon Musk: Die Menschen sollten optimistisch in die Zukunft blicken. Die Menschheit wird eine Lösung für nachhaltige Energie finden. Das wird geschehen, wenn wir uns weiter anstrengen. Die Zukunft wird schön und gut in Bezug auf Energie. Und es wird auch möglich sein, diese Energie für die Kohlenstoffbindung zu nutzen. Es ist sehr energieaufwendig, Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu entfernen, denn wenn man ihn in die Atmosphäre einbringt, wird Energie freigesetzt. Um ihn wieder herauszuholen, muss man also eine Menge Energie aufwenden.
Aber wenn man eine Menge nachhaltiger Energie aus Wind und Sonne hat, kann man tatsächlich Kohlenstoff binden. Man kann den CO2-Anteil in der Atmosphäre und in den Ozeanen umkehren. Und außerdem kann man so viel Süßwasser haben, wie man will. Die Erde besteht hauptsächlich aus Wasser. Wir sollten die Erde eigentlich Wasser nennen. Sie besteht zu 70 % aus Wasser, gemessen an der Oberfläche. Das meiste davon ist Meerwasser, und wir befinden uns zufällig auf dem Teil, der Land ist.
Chris Anderson: (8:06) Genau. Und mit Energie kann man Meerwasser umwandeln in…
Elon Musk: Ja.
Chris Anderson: …Wasser zur Bewässerung oder welches Wasser auch immer man benötigt.
Elon Musk: Auf jeden Fall. Zu sehr niedrigen Kosten. Die Dinge werden gut sein.
Chris Anderson: Die Dinge werden also gut laufen?
Elon Musk: Ja.
Chris Anderson: Und es gibt auch noch andere Vorteile in dieser Welt ohne fossile Brennstoffe, in der die Luft sauberer ist und…
Elon Musk: Ja, genau. Denn bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe kommt es zu all diesen Nebenreaktionen und giftigen Gasen verschiedener Art und diesen kleinen Partikeln, die schlecht für die Lungen sind. Es gibt zurzeit alle möglichen schlechten Dinge, die verschwinden werden, und der Himmel wird sauberer und ruhiger sein. Die Zukunft wird gut sein.
Chris Anderson: (8:47) Ich möchte gerne mit Dir ein wenig über künstliche Intelligenz sprechen. Aber zuvor noch… Du hast erwähnt, wie ärgerlich es ist, wenn Dir Leute nicht gelungene Vorhersagen vorwerfen. Also werde ich jetzt vielleicht etwas nervig sein. Aber ich würde dennoch gerne wissen, wie Du Vorhersagen triffst, und wie es kommt, dass manche Dinge so verblüffend genau zutreffen und andere nicht. Deine Vorhersage bezüglich der Verkaufszahlen von Tesla-Fahrzeugen zum Beispiel waren erstaunlich gut. Ich glaube, im Jahr 2014, als Tesla 60.000 Autos verkauft hatte, sagtest Du: „2020 werden wir wohl eine halbe Million pro Jahr verkaufen.“
Elon Musk: Ja, wir haben fast genau eine halbe Million erreicht.
Chris Anderson: Ihr habt fast genau eine halbe Million geschafft. Im Jahr 2014 wurdest Du belächelt, weil seit Henry Ford mit dem Model T niemand auch nur annähernd eine solche Wachstumsrate bei Autos erreicht hat. Du wurdest belächelt und Tesla hat tatsächlich 500.000 Autos – 510.000 oder was auch immer – produziert. Aber vor fünf Jahren, als Du das letzte Mal bei TED warst, fragte ich Dich nach dem selbstfahrenden Auto, und Du hast geantwortet: „Ja, ich bin zuversichtliche, dass wir noch in diesem Jahr ein Auto haben werden, das von LA nach New York fährt, ohne dass ein Fahrer eingreifen muss.“
Elon Musk: (10:00) Nun, ich möchte Dich nicht schockieren, aber ich habe nicht immer Recht.
Chris Anderson: (lacht) Aber was ist der Unterschied zwischen diesen beiden? Warum ist gerade das selbstfahrende Auto so schwer vorherzusagen?
Elon Musk: Was mich wirklich überrascht hat, und ich denke, das wird auch viele andere Leute überrascht haben, ist, dass es beim autonomen Fahren so viele Fehlschläge gibt, bei denen man denkt, man hätte das Problem im Griff, und dann, nein, es stellt sich heraus, dass man einfach an eine Grenze stößt. Denn wenn man den Fortschritt aufzeichnet, sieht sein Verlauf wie eine Logarithmuskurve aus. Es ist wie eine Reihe von Log-Kurven. Die meisten Leute wissen nicht, was eine Logarithmuskurve ist, nehme ich an.
Chris Anderson: Zeig den Verlauf mit Deinen Händen.
Elon Musk: Sie geht nach oben, ziemlich geradeaus, und dann fängt sie an abzuflachen, und man bekommt abnehmende Ergebnisse. Man denkt: „Ohje, es ging nach oben, und jetzt wird es eine Art Kurve.“ Dann erreicht man diese, wie ich sie nenne, lokalen Maxima, bei denen man im Grunde nicht merkt, wie dumm man war. Und dann passiert es wieder. Im Nachhinein scheinen diese Dinge offensichtlich zu sein. Aber um ein vollständiges selbstfahrendes Auto richtig zu entwickeln, muss man die KI für die realen Welt entwickeln.
Denn worauf sind die Straßennetze ausgelegt? Sie sind so konzipiert, dass sie mit einem biologischen neuronalen Netz, unserem Gehirn, und mit dem Sehen, unseren Augen, funktionieren. Damit dies mit Computern funktioniert, muss man eine KI für die reale Welt erschaffen und das Sehen mit Kameras ermöglichen. Wir brauchen Kameras und neuronale Netze aus Silizium, damit selbstfahrende Autos in einem System funktionieren, das für Augen und biologische neuronale Netze entwickelt wurde. Wenn wir es so ausdrücken, ist es ziemlich offensichtlich, dass die einzige Möglichkeit, selbstfahrende Autos zu entwickeln, darin besteht, eine Real-World-KI und hochentwickeltes Sehen zu entwickeln.
Chris Anderson: (12:17) Was denkst Du über die derzeitige Architektur? Glaubst Du, dass Ihr jetzt eine Architektur habt, bei der es eine Chance gibt, dass die logarithmische Kurve nicht so bald abfällt?
Elon Musk: Nun, zugegeben, das sind vielleicht unrühmliche letzten Worte, aber ich bin zuversichtlich, dass wir das Problem noch in diesem Jahr lösen werden. Dass wir es übertreffen werden… wenn man sagt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls ist, ab wann übertreffen wir die des Durchschnittsmenschen?
Chris Anderson: Richtig.
Elon Musk: Ich denke, wir werden das in diesem Jahr übertreffen.
Chris Anderson: Was siehst Du hinter den Kulissen, das Dir diese Zuversicht gibt?
Elon Musk: Wir sind fast an dem Punkt angelangt, mit einem qualitativ hochwertigen, einheitlichen Vektorraum arbeiten zu können. Anfangs haben wir versucht, dies mit Bilderkennung auf Einzelbildern zu erreichen. Aber wenn man sich ein einzelnes Bild aus einem Video anschaut, ist es ziemlich schwer zu erkennen, was vor sich geht, ohne dass es zu Mehrdeutigkeiten kommt. Betrachtet man jedoch ein Videosegment von einigen Sekunden Länge, löst sich diese Mehrdeutigkeit auf.
Als Erstes mussten wir alle acht Kameras miteinander verbinden, damit sie synchronisiert sind und alle Bilder gleichzeitig von einer Person betrachtet und beschriftet werden können – denn wir brauchen immer noch eine menschliche Beschriftung. So werden sie zumindest nicht zu unterschiedlichen Zeiten von unterschiedlichen Personen auf unterschiedliche Weise beschriftet. Es ist eine Art von Surround-Bild. Ein sehr wichtiger Teil ist das Hinzufügen der zeitlichen Dimension. Sie sehen sich ein Surround-Video an und beschriften das Surround-Video. Das ist vom Standpunkt einer Software aus gesehen ziemlich schwierig zu bewerkstelligen. Wir mussten unsere eigenen Labelingstools schreiben und dann eine Software für die automatische Beschriftung entwickeln, um die Effizienz der menschlichen Labeler zu steigern, denn es ist ziemlich schwierig, ein Video zu beschriften.
Anfangs dauerte es mehrere Stunden, um einen 10-Sekunden-Videoclip zu beschriften. Das ist nicht skalierbar. Im Grunde muss man also Surround-Videos haben, und diese Surround-Videos müssen in erster Linie automatisch beschriftet werden, wobei der Mensch nur leichte Korrekturen an der Beschriftung des Videos vornimmt und diese Korrekturen dann in den zukünftigen automatischen Labeler einspeist, so dass man schließlich dieses Schwungrad erhält, bei dem der automatische Labeler in der Lage ist, riesige Mengen an Video aufzunehmen und diese mit hoher Genauigkeit automatisch für Autos, Fahrspuren, Fahrbereiche usw. zu beschriften.
Chris Anderson: (14:46) Was Du damit sagen willst, ist… Ich meine, das Ergebnis davon ist, dass man dem Auto ein 3D-Modell der tatsächlichen Objekte gibt, die sich um es herum befinden. Es weiß, was sie sind, und es weiß, wie schnell sie sich bewegen. Und die verbleibende Aufgabe besteht darin, die seltsamen Verhaltensweisen vorherzusagen, wenn ein Fußgänger die Straße mit einem kleineren Fußgänger entlanggeht; dass dieser kleinere Fußgänger vielleicht etwas Unvorhersehbares tun könnte oder solche Dinge, die man einbauen muss, bevor man es wirklich sicher nennen kann.
Elon Musk: Man braucht im Grunde einen Speicher für Zeit und Raum. Was ich damit meine, ist… der Speicher kann nicht unendlich sein, weil er eine Menge RAM des Computers verbraucht. Man muss sich also fragen, wie viel man sich merken will. Es ist sehr üblich, dass Dinge verdeckt werden. Wenn man zum Beispiel einen Fußgänger sieht, der an einem Lastwagen vorbeigeht, d.h. der auf der einen Seite des Lastwagens anfängt, zu gehen, und dann vom Lastwagen verdeckt wird, weiß man intuitiv, dass der Fußgänger wahrscheinlich auf der anderen Seite wieder herauskommt,…
Chris Anderson: (16:07) Ein Computer weiß das nicht.
Elon Musk: …damit man einfach langsamer wird.
Chris Anderson: Ein Skeptiker wird sagen, dass Du in den letzten fünf Jahren jedes Jahr gesagt hast: „Nein, das ist das Jahr. Wir sind zuversichtlich, dass es in ein oder zwei Jahren so weit sein wird.“ Oder so ähnlich. Aber Ihr habt eine neue Architektur, und jetzt sieht man hinter den Kulissen genug Verbesserungen, um zwar nicht sicher, aber ziemlich zuversichtlich zu sein, dass das Auto bis zum Ende dieses Jahres in den meisten – nicht in jeder Stadt unter allen Umständen, aber in vielen Städten und unter vielen Umständen in der Lage sein wird, ohne Eingriffe sicherer zu fahren als ein Mensch.
Elon Musk: Ja. Ich meine, das Auto fährt mich derzeit die meiste Zeit fantastisch herum, ohne dass ich eingreifen muss. Und wir haben über 100.000 Menschen in unserem Beta-Programm. Man kann sich also die Videos ansehen, die sie online gestellt haben.
Chris Anderson: Das tue ich.
Elon Musk: Okay, großartig.
Chris Anderson: Einige davon sind großartig, und einige sind ein wenig beängstigend. Ich meine, gelegentlich scheint das Auto irgendwie abzudrehen und die Leute zu erschrecken.
Elon Musk: Es ist noch eine Beta-Version.
Chris Anderson: Es ist immer noch eine Beta-Version. Aber hinter den Kulissen, wenn man sich die Daten ansieht, sieht man genügend Verbesserungen, um zu glauben, dass der Zeitplan für dieses Jahr realistisch ist.
Elon Musk: Ja, so sieht es aus. Wir könnten natürlich in einem Jahr wieder hier sitzen und darüber reden, dass ein weiteres Jahr vergangen ist und es nicht passiert ist. Aber ich denke, dies ist das Jahr.
Chris Anderson: (17:33) Also, wenn man von einer Elon-Zeit spricht – ich meine, man kann wohl nicht einfach eine allgemeine Regel aufstellen wie, wenn Du sechs Monate voraussagst, können wir von einem Jahr ausgehen, oder vom zwei- oder dreifachen Zeitraum. Das hängt von der Art der Vorhersage ab. Einige Dinge, die mit Software zu tun haben, wie zum Beispiel KI, was auch immer, sind grundsätzlich schwieriger vorherzusagen als andere. Machst Du zum Teil absichtlich aggressive Zeitvorgaben für Vorhersagen, um die Leute dazu zu bringen, ehrgeizig zu sein? Und ohne das erreicht man nichts?
Elon Musk: Nun, ich bin generell der Meinung, dass wir bei internen Zeitplänen den möglichst aggressivsten Zeitplan festlegen sollten, denn es gibt so etwas wie ein Gesetz der gasförmigen Ausdehnung bei Zeitplänen: Egal, wie viel Zeit man einplant, es wird nicht unterschritten. Es ist sehr selten, dass es kürzer dauert.
Was unsere Vorhersagen betrifft, so neigen die Medien dazu, über alle falschen zu berichten und alle richtigen zu ignorieren. Oder wenn man einen Artikel über mich schreibt – ich habe eine lange Karriere in verschiedenen Branchen hinter mir. Wenn man meine Sünden aufzählt, klinge ich wie der schlimmste Mensch der Welt. Aber wenn man sie den Dingen gegenüberstellt, die ich richtig gemacht habe, ergibt das viel mehr Sinn. Im Grunde genommen gilt also: Je länger man etwas tut, desto mehr Fehler macht man in der Summe. Wenn man diese Fehler zusammenzählt, klingt das, als wäre ich der schlechteste Prognostiker aller Zeiten.
Ich habe zum Beispiel gesagt, dass Tesla 50 % Fahrzeugwachstum erreichen würde, und wir haben 80 % erreicht. Aber das haben sie nicht erwähnt. Ich meine, ich bin mir nicht sicher, wie meine genaue Erfolgsbilanz bei Vorhersagen aussieht. Sie sind eher optimistisch als pessimistisch, aber sie sind nicht alle optimistisch. Einige von ihnen werden wahrscheinlich mehr oder weniger übertroffen. Aber sie werden wahr. Es ist sehr selten, dass sie nicht eintreffen. Das ist so ähnlich wie bei radikalen technologischen Vorhersagen. Dabei ging es nie darum, dass sie ein paar Jahre später kamen, sondern dass sie überhaupt eintraten. Das ist der wichtigere Teil.
Chris Anderson: (19:45) Ich habe das Gefühl, dass die Fortschritte bei der Tesla-KI, die die Welt um sich herum versteht, irgendwann im letzten Jahr zu einer Art Aha-Erlebnis bei Tesla geführt haben. Denn Du hast die Öffentlichkeit vor kurzem sehr überrascht, als Du gesagt hast, die wahrscheinlich wichtigste Produktentwicklung bei Tesla in diesem Jahr sei dieser Roboter Optimus.
Elon Musk: Ja.
Chris Anderson: Viele Unternehmen haben versucht, solche Roboter auf den Markt zu bringen; sie arbeiten schon seit Jahren daran. Aber bis jetzt hat es noch niemand wirklich geschafft. Es gibt bisher keinen Roboter, der sich in den Haushalten der Menschen durchgesetzt hätte. Es gibt einige in der Fertigung, aber ich würde sagen, dass sowas noch niemand wirklich geschafft hat. Gab es bei der Entwicklung des selbstfahrenden Autos etwas, das Dir die Zuversicht gibt, hier etwas Besonderes erlangen zu können?
Elon Musk: Ja, genau. Es hat eine Weile gedauert, bis mir klar wurde, dass man für die Lösung des Problems des selbstfahrenden Autos eine KI für die reale Welt entwickeln muss. An dem Punkt, an dem man eine funktionierende KI für ein Auto hat, das eigentlich ein Roboter auf vier Rädern ist, kann man das auch auf einen Roboter auf Beinen übertragen. Unternehmen wie Boston Dynamics haben gezeigt, dass es möglich ist, ziemlich überzeugende, manchmal sogar beängstigende Roboter zu bauen. Vom Standpunkt der Sensoren und Aktuatoren aus betrachtet haben viele gezeigt, dass es möglich ist, einen humanoiden Roboter zu erschaffen.
Was derzeit noch fehlt, ist genügend Intelligenz, damit der Roboter sich in der realen Welt zurechtfindet und nützliche Dinge tun kann, ohne ausdrücklich angewiesen zu werden. Was also noch fehlt, sind Intelligenz in der realen Welt und die Skalierung der Produktion. Das sind zwei Dinge, in denen Tesla sehr gut ist. Wir müssen im Grunde nur die speziellen Aktoren und Sensoren entwickeln, die für humanoide Roboter benötigt werden. Es ist den Menschen nicht bewusst, dass dies einen größeren Einfluss haben wird als das Auto.
Chris Anderson: (21:50) Lass uns genau das untersuchen. Ich meine, in gewisser Weise ist es tatsächlich einfacher als FSD, denn anstatt eines Objekts, das mit 60 Meilen pro Stunde fährt und jemand stirbt, wenn es einen Fehler macht, handelt es sich um ein Objekt, das so konstruiert ist, dass es sich nur mit drei oder vier oder fünf Meilen pro Stunde fortbewegt.
Elon Musk: Ja, im Grunde Schrittgeschwindigkeit.
Chris Anderson: Also, ein Fehler… es stehen keine Leben auf dem Spiel. Es könnte höchstens eine Blamage werden.
Elon Musk: Solange die KI sie nicht übernimmt und uns im Schlaf ermordet oder so.
Chris Anderson: (22:19) Ich denke, die ersten Anwendungen, die Du erwähnt hast, werden wahrscheinlich in der Produktion sein. Aber letztendlich ist die Vision, dass diese Maschinen für die Menschen zu Hause verfügbar sind.
Elon Musk: Richtig.
Chris Anderson: Wenn man einen Roboter hätten, der die 3D-Architektur des Hauses wirklich verstehen würde und wüsste, wo jedes Objekt in diesem Haus ist oder sein sollte, und all diese Objekte erkennen könnte – ich meine, das ist doch irgendwie unglaublich, oder? Worum könnte man einen solchen Roboter zum Beispiel bitten? Zum Beispiel aufzuräumen?
Elon Musk: Ja, absolut. Abendessen machen, schätze ich, den Rasen mähen.
Chris Anderson: „Bring eine Tasse Tee zu Oma und zeige ihr Familienfotos.“
Elon Musk: Ganz genau. „Kümmere dich um meine Großmutter und sorge dafür, dass…“ Ja, genau.
Chris Anderson: (23:08) Er könnte also jeden im Haus erkennen, könnte mit deinen Kindern Fangen spielen?
Elon Musk: Ja. Ich meine, wir müssen natürlich aufpassen, dass es nicht zu einer dystopischen Situation kommt. Ich denke, wichtig ist auf jeden Fall ein lokaler ROM-Chip im Roboter, der nicht über die Ferne aktualisiert werden kann. Wenn man zum Beispiel sagen würde: „Stopp, stopp, stopp“ – wenn das jemand sagen würde, würde der Roboter anhalten. Und das ist nicht aus der Ferne veränderbar. Es ist wichtig, solche Sicherheitsfunktionen zu haben.
Chris Anderson: Ja, das klingt vernünftig.
Elon Musk: Außerdem sollte es eine Regulierungsbehörde für KI geben. Das sage ich schon seit vielen Jahren. Ich mag es nicht, reguliert zu werden. Dennoch ist das eine wichtige Sache für die öffentliche Sicherheit.
Chris Anderson: Lass uns darauf zurückkommen. Aber ich glaube nicht, dass viele Leute die Idee eines Roboters zu Hause bisher wirklich ernst nehmen. Ich meine, zu Beginn der Computerrevolution sagte Bill Gates, dass es in jedem Haushalt einen Computer geben wird. Und die Leute sagten damals: „Ja, erzähl mal. Wer will sowas überhaupt haben?“Glaubst Du, dass es im Jahr 2050 oder so einen Roboter in den meisten Haushalten geben wird, und die Menschen…
Elon Musk: Ja, das ist sehr wahrscheinlich.
Chris Anderson: …werden die Roboter lieben und sich auf sie verlassen? Man hätte im Grunde seinen eigenen Butler.
Elon Musk: Ja, man wird wahrscheinlich eine Art Roboter-Kumpel haben, ja.
Chris Anderson: (24:26) Wie viel Kumpel? Wie viele Anwendungen sind das Deiner Meinung nach? Kann man einen romantischen Partner haben, einen Sexpartner, einen Liebhaber?
Elon Musk: Das ist wahrscheinlich unvermeidlich. Ich meine, ich habe dem Internet Catgirls versprochen. Wir könnten ein Roboter-Catgirl machen.
Chris Anderson: Sei vorsichtig, was Du im Internet versprichst.
Elon Musk: Ja, also ich schätze, die Roboter werden so sein, wie die Menschen sie haben wollen.
Chris Anderson: Welchen Zeitrahmen sollten wir uns für die ersten Modelle vorstellen, die tatsächlich hergestellt und verkauft werden?
Elon Musk: Nun, die ersten Roboter, die wir herstellen wollen, sind für gefährliche, langweilige, sich wiederholende Tätigkeiten und für Dinge, die die Menschen nicht machen wollen. Und ich denke, wir werden irgendwann in diesem Jahr einen interessanten Prototyp haben. Vielleicht haben wir schon im nächsten Jahr etwas Brauchbares, aber ich denke, zumindest in zwei Jahren. Und dann werden wir Jahr für Jahr ein schnelles Wachstum der Anwendbarkeit der humanoiden Roboter und eine Senkung der Kosten und eine Ausweitung der Produktion erleben.
Chris Anderson: Verkauft Ihr die Geräte zunächst nur an Unternehmen, oder wann könnte es möglich sein, dass man sie als Privatperson seinen Eltern zu Weihnachten schenken kann, oder so?
Elon Musk: Ich würde sagen, in weniger als zehn Jahren.
Chris Anderson: (25:41) Hilf mir bei den wirtschaftlichen Aspekten. Wie hoch schätzt Du die Kosten für einen dieser Roboter ein?
Elon Musk: Nun, ich denke, die Kosten werden nicht wahnsinnig hoch sein. Weniger als bei einem Auto. Anfangs wird es sehr teuer sein, weil es sich um eine neue Technologie mit geringer Produktionsmenge handelt. Die Komplexität und die Kosten eines Autos sind höher als die eines humanoiden Roboters. Ich würde also davon ausgehen, dass er weniger als ein Auto kosten wird oder zumindest einem billigen Auto entspricht.
Chris Anderson: Selbst wenn es also anfangs 50.000 kostet, ist der Preis in ein paar Jahren auf 20.000 oder weniger gesunken. Und vielleicht werden sie für den Hausgebrauch noch preiswerter. Aber wenn man über die wirtschaftlichen Aspekte nachdenkt: Wenn man einen Arbeiter mit einem 30.000- oder 40.000-Dollar-Jahresgehalt, dessen Gehalt jährlich gezahlt werden muss, durch eine einmalige Zahlung von 25.000 Dollar für einen Roboter ersetzen kann, der in der Lage ist länger zu arbeiten, dann ist das ein ziemlich schneller Ersatz für bestimmte Arten von Jobs. Wie besorgt sollte die Welt darüber sein?
Elon Musk: Ich würde mir keine Sorgen darüber machen, dass Menschen arbeitslos werden könnten. Wir werden einen massiven Arbeitskräftemangel haben beziehungsweise haben ihn bereits. Ich denke also nicht, dass die Menschen arbeitslos werden, sondern dass wir auch in Zukunft einen Mangel an Arbeitskräften haben werden. Aber dies wird wirklich eine Welt des Überflusses sein. Alle Waren und Dienstleistungen werden für jeden verfügbar sein, der sie haben will. Es wird so billig sein, Waren und Dienstleistungen zu haben, dass es fast lächerlich wirken wird.
Chris Anderson: (27:11) Und vermutlich sollte es möglich sein, sich eine Reihe von Waren und Dienstleistungen vorzustellen, die heute nicht profitabel hergestellt werden können, aber in dieser Welt mit Hilfe von Legionen von Robotern hergestellt werden könnten.
Elon Musk: Ja, es wird eine Welt des Überflusses sein. Die einzige Knappheit, die es in der Zukunft geben wird, ist die, die wir als Menschen selbst schaffen wollen.
Chris Anderson: Okay, die KI ermöglicht es uns also, uns eine anders angetriebene Wirtschaft vorzustellen, die diesen Überfluss schafft. Worüber machst Du Dir am meisten Sorgen? Was könnte schiefgehen?
Elon Musk: Nun, wie ich schon sagte, werden KI und Robotik sozusagen das Zeitalter des Überflusses einleiten. Andere Leute haben dieses Wort benutzt. Und das ist meine Vorhersage: Es wird ein Zeitalter des Überflusses für alle sein. Ich denke, die Gefahr besteht darin, dass sich die künstliche allgemeine Intelligenz oder die digitale Superintelligenz vom kollektiven menschlichen Willen abkoppelt und eine Richtung einschlägt, die uns aus irgendeinem Grund nicht gefällt. In welche Richtung sie auch immer gehen mag.
Das ist sozusagen die Idee hinter Neuralink, nämlich zu versuchen, den kollektiven menschlichen Willen enger an die digitale Superintelligenz zu koppeln. Und auf dem Weg dorthin auch viele Gehirn- und Wirbelsäulenverletzungen und dergleichen zu beheben. Also, selbst wenn das größere Ziel nicht erreicht wird, glaube ich, dass es gelingen wird, die Auswirkungen von Hirn- und Wirbelsäulenschäden zu lindern.
Chris Anderson: (28:48) Der Grundgedanke ist also, dass wir, wenn wir diese KI erschaffen, die so ungeheuer intelligent ist, direkt mit ihr verbunden sein sollten, damit wir selbst diese Superkräfte unmittelbarer haben können. Aber das scheint das Risiko nicht auszuschließen, dass diese Superkräfte auf ungewollte Weise hässlich werden könnten.
Elon Musk: Nein, ich denke, es ist ein Risiko. Das sehe ich auch so. Ich will damit nicht sagen, dass ich eine bestimmte Antwort auf dieses Risiko habe. Ich sage nur, dass es vielleicht gut wäre, die kollektive menschliche Welt enger an die digitale Intelligenz zu koppeln, um sicherzustellen, dass die Zukunft eine ist, die wir wollen. Das Problem, mit dem wir hier konfrontiert sind, ist, dass wir bereits ein Cyborg sind, wenn man darüber nachdenkt. Die Computer sind eine Erweiterung von uns selbst. Und wenn wir sterben, haben wir so etwas wie einen digitalen Geist, also all unsere Textnachrichten und sozialen Medien, E-Mails. Es ist eigentlich ziemlich unheimlich, wenn jemand stirbt und alles, was online ist, noch da ist.
Aber wenn wir uns fragen, was der limitierende Faktor ist, der eine Mensch-Maschine-Symbiose verhindert: Es ist die Datenrate. Wenn man kommuniziert, besonders mit dem Smartphone, bewegt man seine Daumen sehr langsam. Man bewegt also seine beiden kleinen Fleischstäbchen mit einer Geschwindigkeit von vielleicht 10 Bit pro Sekunde, oder, wenn man sehr optimistisch herangeht, mit 100 Bit pro Sekunde. Computer kommunizieren auf Gigabit-Ebene und darüber hinaus.
Chris Anderson: (30:26) Hast Du Beweise dafür gesehen, dass die Technologie tatsächlich funktioniert? Dass man eine bessere Verbindung mit einer höheren Bandbreite zwischen externer Elektronik und dem Gehirn besitzt, als es bisher möglich war?
Elon Musk: Ja. Ich meine, die grundlegenden Prinzipien des Lesens von Neuronen, des Lesens und Schreibens von Neuronen mit winzigen Elektroden, sind seit Jahrzehnten bekannt. Es ist nicht so, dass das Konzept neu wäre. Das Problem ist, dass es kein gut funktionierendes Produkt gibt, das man kaufen kann. Das Ganze findet in Forschungslaboren statt, und es gibt immer irgendwelche Kabel, die aus dem Kopf herausragen, und das ist ziemlich grausam. Es gibt tatsächlich kein gutes Produkt, das wirklich gut funktioniert, eine hohe Bandbreite hat, sicher ist und das man wirklich kaufen kann – und das man auch kaufen würde.
Man kann sich das Neuralink-Gerät wie ein Fitbit oder eine Apple Watch vorstellen. Wir entfernen einen kleinen Teil des Schädels in etwa der Größe einer Viertel-Dollar-Münze und ersetzen ihn durch etwas, das in vielerlei Hinsicht einem Fitbit, einer Apple Watch oder einer Art Smartwatch sehr ähnlich ist, aber mit winzigen Drähten, sehr, sehr winzigen Drähten. Die Drähte sind so winzig, dass man sie kaum sehen kann. Es ist sehr wichtig, dass die Drähte sehr fein sind, damit sie, wenn sie implantiert werden, das Gehirn nicht beschädigen.
Chris Anderson: Wie weit ist Neuralink davon entfernt, dies bei Menschen umzusetzen?
Elon Musk: Nun, wir haben unseren FDA-Antrag eingereicht, um voraussichtlich in diesem Jahr das erste Implantat bei einem Menschen durchzuführen.
Chris Anderson: (32:23) Die ersten Anwendungen werden bei neurologischen Verletzungen verschiedener Art sein.
Elon Musk: Ja.
Chris Anderson: Aber wenn wir die Uhr weiterdrehen und uns vorstellen, dass die Menschen diese Geräte tatsächlich für ihre eigene Optimierung, also für die Erweiterung ihrer Welt nutzen, wie genau ist Deine Vorstellung davon, wie es sich anfühlen wird, eines dieser Geräte im Kopf zu haben?
Elon Musk: Nun, ich möchte betonen, dass wir uns in einem frühen Stadium befinden. Es wird also noch viele Jahre dauern, bis wir eine neuronale Schnittstelle mit hoher Bandbreite haben, die eine Symbiose zwischen KI und Mensch ermöglicht. Viele Jahre lang werden wir nur Gehirn- und Wirbelsäulenverletzungen beheben. Wahrscheinlich ein Jahrzehnt lang. Das ist nicht etwas, das plötzlich geschieht. Wir werden nicht von heute auf morgen diese unglaubliche Art von Gehirnschnittstelle haben. Mindestens ein Jahrzehnt lang werden wir wirklich nur Hirn- und Wirbelsäulenverletzungen behandeln können.
Ich bin davon überzeugt, dass man ein sehr breites Spektrum von Hirnverletzungen behandeln kann, einschließlich schwerer Depressionen, krankhafter Fettleibigkeit, Schlafstörungen, potenzieller Schizophrenie; also viele Dinge, die den Menschen großen Stress bereiten; die Wiederherstellung des Gedächtnisses bei älteren Menschen…
Chris Anderson: Wenn Du das hinkriegst, ist das die App, für die ich mich anmelden werde. Bitte beeil Dich, ehrlich.
Elon Musk: Die E-Mails, die wir bei Neuralink bekommen, sind herzzerreißend. Sie schicken uns absolut tragische Fälle, in denen jemand in der Blüte seines Lebens stand und einen Motorradunfall hatte, und dieser jemand, der 25 Jahre alt ist, kann sich nicht einmal selbst ernähren. Und das ist etwas, das wir in Ordnung bringen könnten.
Chris Anderson: (34:24) Aber Du hast gesagt, dass KI eines der Dinge ist, über die Du Dir am meisten Sorgen machst, und dass Neuralink einer der Wege sein könnte, auf dem wir mit ihr Schritt halten können.
Elon Musk: Ja, da ist also diese kurzfristige Sache mit den erwähnten Verletzungen, die meiner Meinung nach auf der individuellen menschlichen Ebene hilfreich ist. Langfristig geht es darum, das zivilisatorische Risiko der KI anzugehen, indem digitale Intelligenz und biologische Intelligenz näher zusammengebracht werden. Wenn man sich vorstellt, wie das Gehirn heute funktioniert, gibt es eigentlich zwei Schichten im Gehirn. Es gibt das limbische System und den Kortex. Es gibt also diese Art von Tiergehirn, bei dem… das ist sozusagen der Bereich, der für den Spaß verantwortlich ist.
Chris Anderson: Dort ist übrigens der Großteil von Twitter angesiedelt.
Elon Musk: Ja, ich meine, wir sind… Ich glaube, Tim Urban hat das gesagt: wir sind wie ein Affe, dem man einen Computer verpasst hat. Wenn man einem Affen einen Computer geben würde, wäre das unser Kortex. Aber wir haben immer noch eine Menge Affeninstinkte, die wir dann versuchen zu rationalisieren, indem wir sagen: „Nein, das ist kein Affeninstinkt. Es ist etwas Wichtigeres als das.“ Aber oft ist es wirklich nur ein Affeninstinkt. Wir sind nur Affen mit einem Computer in unserem Gehirn.
Obwohl also der Kortex sozusagen der intelligente Teil des Gehirns ist, der denkende Teil des Gehirns, sind die Menschen ziemlich… Ich habe noch niemanden getroffen, der sein limbisches System oder seinen Kortex loswerden will. Sie sind ganz froh, beides zu haben. Jeder möchte beide Teile seines Gehirns haben. Und die Leute wollen auch ihre Telefone und ihre Computer, die eigentlich der tertiäre, der dritte Teil der Intelligenz sind.
Allerdings ist die Bandbreite, die Geschwindigkeit der Kommunikation mit dieser tertiären Schicht, gering. Es ist nur ein winziger Strohhalm zu dieser tertiären Schicht vorhanden, und wir wollen diesen winzigen Strohhalm zu einer großen Autobahn machen. Ich behaupte nicht, dass dies die Lösung für alle Probleme sein wird. Aber es ist etwas, das hilfreich sein könnte. Im schlechtesten Fall werden wir ausschließlich einige wichtige Probleme im Zusammenhang mit Hirn- und Wirbelsäulenverletzungen lösen, aber das wäre immer noch ein großartiges Ergebnis.
Chris Anderson: (36:37) Genau. Im besten Fall entdecken wir neue menschliche Möglichkeiten, Telepathie, von der Du gesprochen hast, in gewisser Weise eine Verbindung mit einem geliebten Menschen, ein vollständiges Gedächtnis, und vielleicht eine viel schnellere Gedankenverarbeitung. All diese Dinge. Das ist sehr cool. (36:54)