World Government Summit 2023

Am 15.02.2023 befragte Mohammad Al Gergawi, Minister für Kabinettsangelegenheiten, VAE, im Rahmen des World Government Summits Elon Musk zu Twitter, zur Technologieentwicklung in den kommenden zehn Jahren, zur Art und Weise und Dauer der Ausbildung unserer Kinder, zum Umgang unserer Kinder mit den Sozialen Medien, dazu, wie Elon sein unglaubliches Arbeitspensum bewältigt und zur Existenz von Außerirdischen. Herausgekommen dabei ist ein aufschlussreiches Interview, in dem er sowohl bekannte Ansichten als auch (für viele wahrscheinlich) neue Aspekte ausführlich darlegen kann. Diese deutsche Übersetzung basiert auf dem YouTube Video und meinem englischen Transkript dieses Interviews.

P.S.: Sie möchten das Transkript eines Interviews lesen, das Sie hier nicht finden können? Dann besuchen Sie Gail Alfars (englischsprachigen!) Blog What’s up Tesla, wo Sie Transkripte von Interviews sowie tolle Artikel zu verschiedenen Themen rund um ‚Elons Universum‘ finden können. Oder möchten Sie über die neuesten Interviews und Gespräche mit Elon Musk informiert werden? Dann empfehle ich Ihnen, dem YouTube-Kanal von Elon Alerts oder @elon_alerts auf Twitter zu folgen.

Elon Musk: Guten Morgen.

Mohammad Al Gergawi: Schön, Sie zu sehen, Elon. Es ist fast sechs Jahre her, dass ich mit Ihnen hier auf dieser Plattform vor einem großen Publikum saß. Es war Ihre erste Reise nach Dubai mit Ihrer Familie. Ich hoffe, Sie haben es genossen.

Elon Musk: Ja, es war wunderbar. Ich habe es sehr genossen. Ich sehe, dass mein Kopf auf der Bühne gigantisch ist. Mein Kopf ist seit unserem letzten Treffen noch größer geworden.

Mohammad Al Gergawi: Liegt es an Twitter?

Elon Musk: Ja, ich weiß nicht, vielleicht. Twitter ist schon eine ziemliche Achterbahnfahrt.

Mohammad Al Gergawi: Elon, in den sechs Jahren seit unserem letzten Gespräch hat sich enorm viel getan. Wir haben die Pandemie erlebt, den Russisch-Ukrainischen Krieg, die Entwicklung von ChatGPT, Sie haben Starship abheben lassen, und vor kurzem haben Sie auch Twitter übernommen. Darf ich Ihnen folgende Frage stellen: Warum haben Sie Twitter gekauft? Warum haben Sie nicht Ihre eigene Plattform geschaffen? War es für Sie vielleicht billiger?

Elon Musk: Ich habe darüber nachgedacht, etwas von Grund auf neu zu entwickeln, aber ich dachte, dass Twitter den Fortschritt gegenüber der Entwicklung von etwas Neuem vielleicht um drei bis fünf Jahre beschleunigen würde. Ich denke, wir erleben gerade eine enorme technologische Beschleunigung. Drei bis fünf Jahre sind wirklich eine Menge wert. Ich war ein wenig besorgt über die Richtung und die Auswirkungen der sozialen Medien auf die Welt und insbesondere Twitter. Ich hielt es für sehr wichtig, dass es eine möglichst vertrauenswürdige Art von digitalem öffentlichem Raum gibt, in dem die Menschen innerhalb der Länder und international mit dem geringsten Maß an Zensur kommunizieren können, das das Gesetz zulässt. Das ist natürlich von Land zu Land sehr unterschiedlich.

Aber ich denke, im Allgemeinen sollten sich die Unternehmen der sozialen Medien an die Gesetze der Länder halten und nicht versuchen, über die Gesetze der Länder hinaus noch mehr Gewicht in die Waagschale zu geben. Ich denke, dass die Gesetzgeber und die Menschen in den meisten Ländern damit wahrscheinlich einverstanden sind. Das ist also die allgemeine Idee. Es geht einfach darum, die Werte der Menschen widerzuspiegeln und nicht die Werte von San Francisco und Berkeley aufzuzwingen, die im Vergleich zum Rest der Welt eine Art Nischenideologie darstellen. Aber Twitter hat meiner Meinung nach ein wenig zu sehr versucht, der Welt eine Nischenideologie von San Francisco und Berkeley aufzuzwingen. Ich hielt hinsichtlich der Zukunft der Zivilisation für wichtig, diesen Daumen auf der Waage zu korrigieren, wenn man so will, und dafür zu sorgen, dass Twitter die Werte der Menschen auf der Erde besser widerspiegelt. Das ist die Absicht, und hoffentlich gelingt uns das auch.

Mohammad Al Gergawi: Wie sehen Sie Twitter in, sagen wir, fünf Jahren? Was ist Ihre Vision für diese Plattform? Was sollte sie tun?

Elon Musk: Nun, wissen Sie, ich habe diese langfristige Vision von etwas, das X.com heißt und schon lange existiert, eine Art App für alles, die einfach maximal nützlich ist. Sie bietet Zahlungen, Finanzdienstleistungen, Informationsfluss, wirklich alles Digitale. Außerdem bietet sie sichere Kommunikation. Sie sollte also so nützlich wie möglich sein, so unterhaltsam wie möglich, und eine Quelle der Wahrheit. Wenn man herausfinden will, was los ist und was wirklich los ist, dann sollte man in der Lage sein, die X-App aufzurufen und es herauszufinden. Es ist also eine Art Quelle der Wahrheit und ein maximal nützliches System. Und Twitter ist im Wesentlichen ein Beschleuniger für diese Art von maximal nützlicher App.

Mohammad Al Gergawi: Wenn man sich Twitter heute ansieht, findet man dort manchmal eine Menge Fehlinformationen. Manchmal fühle ich mich nicht wohl, weil es diese Negativität zwischen Nationen, zwischen Menschen, zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen gibt. Wie wollen Sie dieses Problem beheben, wenn Sie sich in einer Mission befinden, die Menschheit zusammenzubringen?

Elon Musk: Wir stecken sehr viel Mühe in unsere „Community Notes“. Derzeit gibt es sie nur auf Englisch, aber wir werden sie auf alle Sprachen ausweiten. Ich denke, das ist eine ziemlich gute Methode, um den Wahrheitsgehalt von Dingen zu beurteilen, bei der die Community selbst, also die Menschen auf der Erde, im Grunde genommen nicht abstimmen, sondern darum wetteifern, die genauesten Informationen zu liefern. Es ist also eine Art Wettbewerb um die Wahrheit. Ich denke, es ist ein sehr starkes Konzept, einen Wettbewerb um die Wahrheit zu haben.

Denn, was ist Wahrheit? Was für die einen wahr ist, wird von den anderen nicht als wahr angesehen. Aber man will eine möglichst große Annäherung an die Wahrheit erreichen. Ich denke also, dass die Sache mit den „Gemeinschaftsnotizen“ sehr wirkungsvoll ist. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir versuchen, so viele Organisationen, Personen und Institutionen als rechtmäßig zu verifizieren, und dass die organisatorische Zugehörigkeit klar identifiziert wird, so dass man, wenn man herausfinden will, ob ein Account tatsächlich von einem Parlamentsmitglied oder einem Journalisten stammt oder ob, sagen wir, ein Twitter-Handle tatsächlich zu, sagen wir, einem Disney-Konzern oder etwas Ähnlichem gehört, auf Twitter gehen kann als eine Art Identitätsschicht des Internets. Sie können dann bestätigen, dass dies tatsächlich der Fall ist.

Wenn man erst einmal diese ineinander greifenden Identitäten hat, wird es sehr schwer, zu täuschen. Außerdem hat man dann einen Ruf zu schützen. Ich denke, dass die Leute dann eher maßvoll reagieren und vernünftiger sind, da sie ihren Ruf schützen wollen. Dies sind also einige meiner Ideen, und ich sage nicht, dass sie mit Sicherheit erfolgreich sein werden oder dass sie perfekt sind. Aber ich bin zuversichtlich, dass es mit der Zeit in eine gute Richtung gehen wird. Und ich denke, der Beweis dafür wird sein, ob die Leute es nützlich finden.

Wir messen ja nicht nur die gesamten Nutzerminuten, sondern auch die nicht bedauerten Nutzerminuten, und das ist meiner Meinung nach die entscheidende Kennzahl für den Nutzen. TikTok hat zum Beispiel eine sehr hohe Nutzung. Aber ich höre oft Leute sagen: „Ich habe zwei Stunden auf TikTok verbracht, aber ich bereue diese zwei Stunden.“ Ich will TikTok nicht schlecht machen, aber wir wollen einfach nicht, dass das bei Twitter der Fall ist. Wir wollen sagen: „Okay, du hast eine halbe Stunde auf Twitter verbracht, aber du fandest es nützlich und unterhaltsam und eine gute Sache für dein Leben.“ Und letztendlich eine Kraft für das Gute in der Zivilisation zu sein – das ist unser Bestreben.

Mohammad Al Gergawi: Danke. Elon, am World Government Summit nehmen über 150 Regierungen teil, die weltweit führend sind. Sie haben acht Milliarden Kunden, ihre Bürger. Wie können Regierungen Twitter besser nutzen, um ihren Bürgern zu dienen?

Elon Musk: Ich würde generell empfehlen, viel auf Twitter zu kommunizieren. Und ich denke, es ist gut für die Leute, mit ihrer Stimme zu sprechen und nicht so, wie sie denken, dass sie sprechen sollten. Manchmal denken die Leute: „Ich sollte so sprechen, wie es von mir erwartet wird“, aber am Ende klingt es manchmal etwas steif und nicht echt. Wenn man z. B. eine Pressemitteilung eines Unternehmens liest, klingt das einfach nur wie Propaganda. Ich würde CEOs und Unternehmen, Abgeordnete und Minister usw. ermutigen, authentisch zu sprechen. Wenn es, sagen wir, um eine bestimmte Politik geht, sollten sie diese erläutern. Ich glaube, es gibt manchmal Bedenken wegen der Kritik. Aber ich denke, dass es letztendlich in Ordnung ist, ein wenig Kritik zu üben. Es ist wirklich nicht so schlimm.

Offen gesagt werde ich auf Twitter ständig angegriffen. Und es macht mir nichts aus. Man muss wohl manchmal etwas dickhäutig sein, weil sie wirklich versuchen, Salz in die Wunde zu streuen. Aber ich denke, wie ich schon sagte, als Kommunikationsforum ist es großartig. Ich würde einfach zu mehr Kommunikation ermutigen und, wie gesagt, mit einer authentischen Stimme sprechen. Manchmal beauftragen die Leute jemand anderen als Twitter-Manager oder ähnliches. Ich denke, man sollte einfach seine eigenen Tweets schreiben. Manchmal macht man einen Fehler oder so. Das ist in Ordnung. Man sollte trotzdem seine eigenen Tweets schreiben, so wie man hier persönlich einen Vortrag hält oder bei einem Gipfeltreffen teilnimmt; das ist der richtige Weg. Man sollte die Tweets selbst verfassen und die Botschaft, die man vermitteln will, direkt übermitteln.

Eine Sache sollte ich noch sagen: Ich weiß, dass dies der „Weltregierungsgipfel“ genannt wird, aber ich denke, wir sollten vielleicht nicht danach streben, zu sehr zu einer einzigen Weltregierung zu werden, wenn ich das so sagen darf. Wir sollten vermeiden, ein zivilisatorisches Risiko zu schaffen, indem – das mag jetzt ein wenig seltsam klingen – die Regierungen zu eng zusammenarbeiten. Wenn man sich die Geschichte und den Aufstieg und Fall von Zivilisationen anschaut: Im Laufe der Geschichte sind immer wieder Zivilisationen entstanden und untergegangen. Aber das bedeutete nicht den Untergang der Menschheit als Ganzes, denn es waren alles separate Zivilisationen, die durch große Entfernungen getrennt waren.

Während Rom fiel, war der Islam auf dem Vormarsch. So ging es dem Kalifat unglaublich gut, während es Rom furchtbar schlecht ging. Und das war letztendlich eine Quelle der Bewahrung von Wissen und vieler wissenschaftlicher Fortschritte. Ich denke also, wir sollten ein wenig vorsichtig sein, uns zu sehr auf eine einzige Zivilisation versteifen. Denn wenn wir uns zu sehr auf eine einzige Zivilisation versteifen, könnte das Ganze zusammenbrechen.

Ich schlage natürlich keinen Krieg oder etwas Ähnliches vor. Aber ich denke, wir sollten ein wenig vorsichtig sein, wenn wir zu sehr kooperieren. Das klingt ein wenig seltsam. Aber wir wollen ein gewisses Maß an zivilisatorischer Vielfalt haben, so dass, wenn etwas mit einem Teil der Zivilisation schief geht, nicht die ganze Sache zusammenbricht, sondern die Menschheit weiter voranschreiten kann.

Mohammad Al Gergawi: Ich danke Ihnen. Ich verstehe Sie, ich stimme Ihnen zu und widerspreche Ihnen in einem bestimmten Punkt. Die Menschen kämpfen heute nicht mehr mit dem Schwert. Sie haben Atomwaffen. Wenn es also diesen Konflikt gibt, wird die gesamte menschliche Zivilisation untergehen. Und was wir hier in den Emiraten zu tun versuchen, ist genau das, was Sie sagen. Wir haben 180 Nationalitäten, wir haben jede einzelne Rasse, jede einzelne Religion, und wir versuchen, ein Modell zu schaffen, das der Welt zeigt, dass es keine Rolle spielt, wer du bist, welche Hautfarbe du hast, welche Religion du hast, woher du kommst: Die Menschheit kann in Frieden und Harmonie leben.

Elon Musk: Ja, das wäre gut.

Mohammad Al Gergawi: Meine letzte Frage noch einmal zu Twitter; dann werden wir Twitter verlassen, wenn Sie es uns erlauben. Sie leiten Twitter als Vorsitzender, als Eigentümer und als CEO, und das ist sehr zeitaufwendig. Haben Sie einen CEO gefunden, und wann werden Sie ihn einstellen?

Elon Musk: Nun, ich denke, ich muss die Organisation stabilisieren und sicherstellen, dass sie sich in einer finanziell gesunden Lage befindet und dass die Produkt-Roadmap klar umrissen ist. Ich schätze also, dass gegen Ende dieses Jahres ein guter Zeitpunkt wäre, um jemanden zu finden, der das Unternehmen leitet, da es bis dahin in einer stabilen Position sein sollte.

Mohammad Al Gergawi: Elon, nun zu anderen Themen: Auf dem Gipfel hier haben wir Redner, die über den Zustand der Welt sprechen, den geopolitischen Zustand der Welt für die nächsten zehn Jahrzehnte, den Zustand der Wirtschaft der Welt, Sie wissen schon, jetzt und in den nächsten zehn Jahren. Wenn ich Sie nach dem Stand der Technologie frage, könnten Sie uns kurz erläutern: Wie sehen Sie die Technologieentwicklung in den nächsten zehn Jahren?

Elon Musk: Mal sehen, zehn Jahre… Es ist immer schwierig, die Technologie genau vorherzusagen, vor allem über einen Zeitraum von zehn Jahren, wenn sie sich so stark verändert. Da ist natürlich der Übergang zu nachhaltiger Energie mit Sonne, Wind, Batterien und Elektrofahrzeugen. Wenn man sich die prozentualen Zuwächse ansieht, ist das ein sehr hoher Prozentsatz, obwohl… Aufgrund der massiven industriellen Basis der derzeitigen Wirtschaft mit fossilen Brennstoffen – selbst wenn alle Autos sofort zu 100 % elektrisch betrieben würden, würde es 20 Jahre dauern, bis die Flotte ersetzt wäre. Das ist immer noch etwas, das ganz allmählich geschieht, in einem Zeitrahmen von mindestens 30-40 Jahren.

In einem eher kurzfristigen Zeitrahmen müssen wir uns über künstliche Intelligenz große Sorgen machen und wirklich das Augenmerk auf die Sicherheit legen. Sie haben vorhin ChatGPT erwähnt. Ich habe eine wichtige Rolle bei der Gründung von OpenAI gespielt.  Damals war ich besorgt darüber, dass Google der Sicherheit von KI nicht genug Aufmerksamkeit schenkt, und so habe ich zusammen mit einigen anderen Leuten OpenAI gegründet. Ursprünglich wurde es als gemeinnützige Open-Source-Organisation gegründet, jetzt ist es eine Closed-Source-Organisation mit Gewinnerzielungsabsicht. Ich bin nicht mehr an OpenAI beteiligt, noch bin ich im Vorstand, noch kontrolliere ich es in irgendeiner Weise.

Aber ich denke, ChatGPT hat den Menschen gezeigt, wie weit die KI inzwischen fortgeschritten ist. Die KI ist zwar schon seit einiger Zeit fortgeschritten, hatte aber noch keine Benutzeroberfläche, die für die meisten Menschen zugänglich war. Was ChatGPT also wirklich getan hat, ist, eine zugängliche Benutzeroberfläche für die KI-Technologie, die es schon seit ein paar Jahren gibt, zu schaffen. Und es gibt noch viel fortschrittlichere Versionen davon, die auf den Markt kommen.

Ich denke also, dass wir die Sicherheit von KI regulieren müssen, ehrlich gesagt. Denn jede Technologie, die ein potenzielles Risiko für Menschen darstellt, wie etwa Flugzeuge, Autos oder Medikamente, hat Regulierungsbehörden, die die öffentliche Sicherheit von Autos, Flugzeugen und Medikamenten überwachen. Ich denke, wir sollten eine ähnliche Art von Regulierungsaufsicht für künstliche Intelligenz haben, weil sie meiner Meinung nach tatsächlich ein größeres Risiko für die Gesellschaft darstellt als Autos, Flugzeuge oder Medikamente. Dies könnte die Weiterentwicklung der künstliche Intelligenz zwar ein wenig bremsen, aber dies könnte auch eine gute Sache sein. Die Herausforderung besteht darin, dass staatliche Regulierungsbehörden in der Regel als Reaktion auf etwas Schlimmes, das passiert ist, eingerichtet werden.

Wenn man sich zum Beispiel Flugzeuge oder Autos ansieht… wissen Sie, die Autos waren anfangs nicht reguliert, Flugzeuge waren nicht reguliert. Aber es gab viele Flugzeugabstürze, und in einigen Fällen haben die Hersteller an der falschen Stelle gespart und viele Menschen starben. Die Öffentlichkeit war darüber nicht glücklich, und so wurde eine Regulierungsbehörde eingerichtet, um die Sicherheit zu verbessern. Und heute sind Verkehrsflugzeuge extrem sicher. Sie sind sogar sicherer, als wenn man mit dem Auto unterwegs wäre. Die Sicherheit pro Flugmeile eines Verkehrsflugzeugs ist besser als die eines Autos. Und auch Autos sind im Vergleich zu früher extrem sicher.

Oder wenn Sie sich zum Beispiel die Einführung von Sicherheitsgurten ansehen: Die Autoindustrie kämpfte 10 oder 15 Jahre lang gegen die Einführung von Sicherheitsgurten, bis die Aufsichtsbehörden sie schließlich dazu zwangen, Sicherheitsgurte in Autos einzubauen. Das hat die Sicherheit von Autos erheblich verbessert. Und dann waren Airbags eine weitere große Verbesserung der Sicherheit.

Meine Sorge ist, dass bei der KI, wenn etwas schief geht, die Reaktion aus regulatorischer Sicht zu langsam sein könnte. Wenn ich fragen würde: „Was sind die größten Risiken für die Zukunft der Zivilisation?“, dann lautet die Antwort: „Die künstliche Intelligenz“. Aber KI ist sowohl positiv als auch negativ und birgt große Chancen, große Möglichkeiten, aber auch große Gefahren. Genau wie in der Atomphysik gab es die Erzeugung von Atomstrom, aber auch Atombomben. Ich denke, wir sollten darüber sehr besorgt sein, und wir sollten eine gewisse Regulierung dessen haben, was grundsätzlich ein Risiko für die Öffentlichkeit darstellt.

Mohammad Al Gergawi: Lassen Sie mich zu einem anderen Thema kommen, Elon: Bildung. Sie haben Ihre eigene Philosophie über Bildung. Mit der KI könnte sich die Bildung dramatisch verändern. Können Sie uns kurz etwas über Ihre Philosophie der Bildung erzählen? Und zweitens: Brauchen wir 12 Jahre Schulbildung und vier Jahre Universität?

Elon Musk: Was die Bildung betrifft, so denke ich, dass wir sie generell interessanter gestalten könnten, indem wir den Kindern erklären, warum wir ein bestimmtes Fach unterrichten. Der menschliche Geist ist so entwickelt, dass er alles vergisst, was er für unwichtig hält. Tatsächlich ist das menschliche Gedächtnis im Vergleich zum Speicher Ihres Telefons ziemlich schlecht. Ihr Telefon kann sich den gesamten Inhalt einer Enzyklopädie bis auf den letzten Buchstaben und Pixel merken. Aber das menschliche Gedächtnis ist im Vergleich dazu schrecklich. Der Verstand versucht ständig, Dinge zu vergessen. Wenn Sie aber erklären, warum ein Thema gelehrt wird, stellt dies eine Relevanz her und führt viel eher zu einer Motivation der Kinder. Außerdem ist es viel effektiver, wenn man Wissen, insbesondere in den Naturwissenschaften, als Lösung für ein Problem vermittelt.

Angenommen, Sie versuchen, einen Verbrennungsmotor zu verstehen, dann ist es eigentlich besser, ihn auseinander zu nehmen und dann zu sagen: „Okay, welche Werkzeuge brauchen wir, um ihn zu zerlegen? Wir brauchen einen Schraubenschlüssel, einen Schraubenzieher und verschiedene andere Dinge, um ihn zu zerlegen.“ Dann versteht man den Grund für die Werkzeuge. Mit Mathematik und Physik verhält es sich wie mit den Werkzeugen in Bezug auf das Ingenieurwesen. Wenn man das Problem lehrt, stellt man die Relevanz der Werkzeuge fest. Dann ist es tatsächlich viel einfacher, sich Mathematik und Physik zu merken, weil sie helfen zu erklären, wie die Welt funktioniert, als wenn man sie lehrt, ohne zu erklären, warum. Anstatt das Problem zu lehren, lehren wir derzeit das Werkzeug. Das wäre so, als würde man einen Kurs über Schraubenzieher oder einen Kurs über Schraubenschlüssel machen, aber nicht verstehen, warum man etwas über Schraubenzieher und Schraubenschlüssel lernt. 

Das ist ein ganz grundlegendes Prinzip, das in der Bildung angewendet werden sollte. Ich denke, dass wir manchmal Kurse unterrichten, die Kinder nicht als nützlich empfinden und bei denen die Antwort auf die Frage nach dem „Warum“ nicht überzeugend sein wird. Die meisten Menschen finden fortgeschrittene Mathematik nicht nützlich, und es ist unwahrscheinlich, dass sie sie in ihrem Leben nützlich finden werden. Oder die Elemente, die sie nützlich finden, könnten sehr schnell als allgemeine Prinzipien gelehrt werden.

Außerdem sollte kritisches Denken Kindern schon in relativ jungen Jahren beigebracht werden. Man könnte es mit einer mentalen Firewall vergleichen, wenn man wirklich darüber nachdenkt, ob das, was jemand sagt, schlüssig und wahr ist? Oder wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es wahr ist? So kann man lernen, Dinge abzulehnen, die unwahr sind oder mit größerer Wahrscheinlichkeit unwahr sind, und Dinge zu bevorzugen, die mit größerer Wahrscheinlichkeit wahr sind. Kritisches Denken ist sehr hilfreich für die Menschen, um zu lernen.

Mohammad Al Gergawi: Brauchen wir also 12 Jahre Schulbildung oder keine 12 Jahre?

Elon Musk: Zwölf Jahre sind eine lange Zeit. Der Mensch braucht einfach eine lange Zeit, um zu reifen. Es gibt also eine emotionale Reife, eine körperliche Reife und eine geistige Reife, die gleichzeitig mit der Ausbildung stattfinden. Ich nehme an, dass man das in zehn Jahren schaffen kann, vielleicht braucht man keine 12 Jahre. Aber ist jemand mit 16 Jahren schon reif? Man ist eher mit 18 Jahren reif. Ich denke also, dass 12 Jahre nicht schlecht sind. Aber wir brauchen wahrscheinlich keine zusätzlichen vier, fünf oder sechs Jahre in der Schule oder an der Universität, das wäre übertrieben. Ich denke, wir könnten wahrscheinlich ein paar Jahre abkürzen und wären damit zufrieden.

Mohammad Al Gergawi: Die Kinder würden es übrigens lieben. Soziale Medien: Wir verbringen so viele Stunden in den sozialen Medien. Ich meine, der Durchschnitt liegt in manchen Ländern bei drei, vier Stunden in den sozialen Medien. Und manchmal, wenn wir zu unseren Kindern gehen, sehen wir, dass sie auch viele Stunden damit verbringen. Haben Sie irgendwelche Regeln für Ihre Kinder, ich meine, wie viel Zeit sie in den sozialen Medien verbringen dürfen?

Elon Musk: Ich habe so gut wie nicht versucht, die sozialen Medien für meine Kinder einzuschränken, obwohl das vielleicht ein Fehler war, je nachdem, welches Kind es ist. Sie sind wirklich von Reddit und YouTube programmiert worden, würde ich sagen – mehr als alles andere durch Reddit und YouTube. Ich würde die sozialen Medien etwas mehr einschränken als in der Vergangenheit und darauf achten, was sie sich ansehen, denn ich denke, dass sie von einem Algorithmus der sozialen Medien programmiert werden, dem man zustimmen kann oder auch nicht. Ich glaube, man muss die Nutzung sozialer Medien durch Kinder überwachen und sich davor hüten, dass sie von einem Algorithmus programmiert werden, der im Silicon Valley geschrieben wurde, was vielleicht nicht das ist, was man will.

Mohammad Al Gergawi: Elon, Sie arbeiten sehr hart. Ich meine, seit wir uns vor sechs Jahren getroffen haben… Sie sehen übrigens viel jünger aus als vor sechs Jahren.

Elon Musk: Oh, danke. Sie sehen auch toll aus.

Mohammad Al Gergawi: Aber ich weiß, dass Sie fast 20 Stunden am Tag arbeiten, dass Sie auf dem Sofa im Büro schlafen, vielleicht im Büro von Twitter, im Büro von Tesla. Sie haben mir das einmal erzählt, als ich bei Ihnen im Tesla-Büro war. Wie schaffen Sie das? Ich meine, mit diesem Stress, mit so vielen verschiedenen… Sie wissen schon, Sie sind in so vielen verschiedenen Unternehmen parallel tätig. Wie kriegen Sie das unter einen Hut?

Elon Musk: Ich sollte darauf hinweisen, dass ein 20-Stunden-Arbeitstag relativ ungewöhnlich und ziemlich schmerzhaft ist. Ich schlafe sechs Stunden pro Nacht, und wenn ich weniger als sechs Stunden pro Nacht schlafe, bin ich vielleicht länger wach, aber ich schaffe weniger. Aber ich arbeite im Vergleich zu den meisten Menschen ein unglaubliches Pensum, und zwar so ziemlich sieben Tage die Woche und meistens von dem Zeitpunkt, an dem ich aufwache, bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich schlafen gehe. Ich behaupte nicht, dass dies für jeden gut ist, und ehrlich gesagt, würde ich gerne etwas weniger arbeiten.

Wie ich schon sagte, machte Tesla einige sehr schwierige Zeiten durch, in denen das Unternehmen ziemlich nah am Abgrund stand, und wenn ich nicht alles gegeben hätte, was ich hatte, hätte das Unternehmen leicht bankrott gehen können. Es stand wirklich eine ganze Weile am Rande des Bankrotts. Ich bin weit entfernt von Selbstzufriedenheit, aber der Betrieb von Tesla erfordert jetzt viel weniger Arbeit als im Zeitraum 2017-2019. Jetzt ist das Unternehmen nicht mehr in tödlicher Gefahr, sondern hat Größenvorteile erzielt, die es nicht mehr an den Rand des Überlebens bringen.

SpaceX hat auch ein starkes Team und kann auch dann große Fortschritte machen, wenn ich weniger Zeit dort verbringe. Es hilft zwar, wenn ich Zeit dort verbringe, aber es macht auch ohne mich Fortschritte.

Twitter ist immer noch eine Art Startup im Rückwärtsgang, und deshalb ist hier eine Menge Arbeit erforderlich, um Twitter in eine stabile Position zu bringen und, wie ich schon sagte, um den Motor der Softwareentwicklung bei Twitter wirklich aufzubauen und eine großartige Produkt-Roadmap und die richtigen Leute zu haben, um diese Produkt-Roadmap umzusetzen. Es ist also nicht meine Absicht, wie verrückt zu arbeiten. Ich würde mich mit einer 80-Stunden-Woche begnügen. Das wäre schon in Ordnung. Das ist es, was ich anstrebe.

Mohammad Al Gergawi: Wir haben nicht mehr viel Zeit. Ich habe noch eine letzte Frage, die ich Ihnen stellen muss.

Elon Musk: Sicher.

Mohammad Al Gergawi: Drei UFOs wurden abgeschossen, jeweils über Alaska, Lake Huron und Kanada. Außerirdische oder nicht?

Elon Musk: Ich glaube nicht, dass es Außerirdische sind, nein. Ich finde die ganze Frage nach Außerirdischen sehr interessant, das sogenannte Fermi-Paradoxon, das da lautet: Wenn das Universum wirklich so alt ist, wie es die Wissenschaft annimmt, wo sind dann die Außerirdischen? Gibt es uns wirklich schon seit 13,8 Milliarden Jahren? Wenn ja, müsste es dann nicht überall Aliens geben? Das Verrückte ist, dass ich keine Beweise für außerirdische Technologie oder außerirdisches Leben gesehen habe, und ich würde denken, dass ich das weiß. Wissen Sie, bei SpaceX machen wir eine Menge. Ich glaube nicht, dass jemand mehr über den Weltraum weiß als ich, oder zumindest über Weltraumtechnologie.

Aber ich denke, es ist auch eine beunruhigende Sache, wenn es keine Außerirdischen gibt. Das könnte nämlich bedeuten, dass die Zivilisation und das Bewusstsein nur eine winzige Kerze in einer riesigen Dunkelheit sind, und zwar eine sehr verletzliche winzige Kerze, die leicht ausgeblasen werden könnte. Wir sollten daher sehr vorsichtig mit dieser winzigen Kerze in einer riesigen Dunkelheit umgehen und dafür sorgen, dass sie nicht erlischt. Und wir sollten das Licht des Bewusstseins über die Erde hinaus senden und alles tun, was wir können, um sicherzustellen, dass das Licht des Bewusstseins nicht erlischt.

Mohammad Al Gergawi: Elon, wir haben keine Zeit mehr. Vielen Dank, und wir sehen uns hoffentlich nächstes Jahr hier bei uns in den Emiraten mit Ihrer Familie.

Elon Musk: Klingt gut. Und nochmals vielen Dank für die Einladung.

Mohammad Al Gergawi: Vielen Dank, wir sehen uns. Auf Wiedersehen.

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